Penelope und ich

Seite 1 auf meiner Seele. Kurz zuvor bin ich auf die Welt gekommen als kleiner Stups. Ich kann nur noch schreien und ich hab dauernd Hunger. Glücklicherweise ist hier die Frau, aus der ich rausgerutscht bin. Hunger verdammt! Wann kapierst du das mal endlich? Und die Windel ist schon wieder voll. Naja, langsam mach ich mir schon Gedanken was das hier sein soll. Andauernd kommt so ein schleimiger Typ in mein Zimmer und gafft mir komisch ins Gesicht. Noch nie ein Baby gesehen? Ich glaub, es hackt!

Wunderbar! Nach all der Übung kann ich nun endlich auf meinen beiden Beinen stehen und durch die Gegend laufen. Aber warum ist hier alles abgesperrt? Traut ihr mir etwa nicht? Dieser schleimige Typ ist immer noch hier, aber glücklicherweise kann ich ihm nun aus dem Weg gehen. Naja, ich versuchs zumindest mal. Ach Mist! schon wieder gefangen. Nun könnte man mir mal endlich wieder das leckere Essen von vor einem Jahr geben. Ja bitte!!

Nun isses soweit. Ich kann singen, ich kann tanzen und ich kann endlich reden. Nur mein Sprachkanal ist leider noch etwas falsch eingestellt. Dann geh ich euch halt mit Kauderwelsch auf den Sack. Jaja, ihr versteht mich nicht und ich versteh euch nicht. Obwohl, den Namen meiner Hauptbezugsperson krieg ich sicherlich mit etwas Übung hin. Meine Hose ist voll! WUAHH. Bitte sofort Gegenmaßnahmen einleiten! Ich krieg hier langsam noch das kotzen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Hihi. Den Schleimbeutel gerade eben noch schleimiger gemacht. Achievement unlocked!

Heute sehe ich zum ersten Mal einen Kindergarten von innen. Von meiner Mutter wurde ich als Kind klassifiziert. Drum muss ich mich jetzt auch wie ein Kind benehmen und auch so sprechen wie ein Kind. Toll. Leider beschränkt mich der Wortschatz schon ungemein, aber was tut man nicht alles um nicht aufzufallen. Mein wunderbarer Erziehungsberechtigter hat sogar einen kirchlichen Kindergarten ausgesucht. Dann kann ich nach dem Spielen mir noch irgendwelche Halbtoten beim Singen reinziehen. Abgefahren!

Ich bin das schlauste Kind! Jetzt haben sie es endlich schriftlich. Und ich werde hochgestuft. Zumindest in der Schulform. Leider bleibt meine Klassifizierung bei „Kind“ doch nun mit dem Zusatz „Schüler“. Wir sollen mit keinen Fremden reden und auch keine Süßigkeiten von anderen annehmen. Wie soll ich das denn bitte eine Woche lang überleben. Man könnte uns klauen? Wer mic h klauen will, der muss schon dermaßen einen an der Waffel haben. In der Schule lernen wir die Geschichte unseres Landes und wir erlangen Kenntnis in der Arkanen Zahlenmagie. Abgekürzt heißt das dann Mathematik. Klingt wie zaubern, ist es auch ein Stück weit.

Alle meine tollen Freunde gehen auf eine andere Schule, weil sie schlussendlich zu DOOF sind um mit mir mitzuhalten. Hehe! Ich bin halt ein ganz helles Köpfchen. Jetzt dürfen wir auf die weitergehende Schule gehen. In meinem Fall ist das ein Gymnasium. Hier erwerben wir Kenntnisse in unheimlich wichtigen Fachbereichen wie: „Hauswirtschaft“ oder „Informatik“. Natürlich könnte ich mich auch in die Gartenabteilung entwickeln und ein Baumschubser werden. Doch dann wäre ich doch lieber auf die Waldorfschule gegangen. Hand aufs Herz. Sehr viel Respekt für die Waldorfschüler. Ich könnte diesen Scheiß keine Stunde aushalten. In der Politikstunde lernen wir Gut und Böse zu unterscheiden. Alles was nicht in der NATO ist: Gut. Der Rest: Bitterböse oder zumindest suspekt. Von nun an übernehme ich die Weltanschauung meines Politiklehrers für den Rest meines Lebens.

Mein erster Tadel in der 8. Klasse. Habe die Weltanschauung meines Politiklehrers etwas zu wörtlich genommen und habe eine neue Sitzordnung eingeführt. NATO und nicht NATO. Mein Lehrer fand das gar nicht mehr so toll, vorallem da wir jetzt die zwei afrikanischen Mitbürger viel zu stark ausgrenzen. In Deutsch lerne ich etwas über den Zauber der Lyrik. Mein Freund Otto hat eine Menge Gossenlyrik im Ärmel. Er wird später ein begnadeter Gangsterrapper. Arkane Mathemagie ist immer noch nicht mein Lieblingsfach aber ich leite mich oft genug ab um meinen Abschluss zu erhalten.

Tada! Mein erster Kuss. Allerdings nur für das Abiturfoto. Denn da wurde jeder freie Junge mit einem freien Mädchen für das Abiturfoto zusammengedoodelt. Fürchterlich. Allerdings interpretiert Zahnspangenkatharina das Küssen falsch und will mich mit ihrer Zunge ersticken. Zu Hilfe. Am reichlich gedeckten Büffet halte ich anregende Unterhaltungen über Freunde und Feinde der NATO. Anschliessend ist für jeden nochmal die Gelegenheit sein Abitur in die Kamera zu halten, gepaart mit einem wahnwitzigem Lächeln. An dieser Stelle sehr viel Respekt an Torsten, der für seine mega geniale Abiturpartyorganisation sein Abitur verkackt hat und leider nicht eingeladen ist. Natürliche Auslese!

Mit dem Abitur in der Tasche erstmal an der nächstgelegenen Universität eingeschrieben. Ich habe mittlerweile die Klassifizierung Student und darf nun zum nächsten Amt und mir Geld leihen, dass ich sowieso niemals zurückzahlen kann. Ausser ich entwickele mich zu etwas besonderem oder bekomme Geld aus zweifelhaften Kanälen. Und auf Anhieb zum Fachschaftsratsprecher gewählt. Schaut zu eurem Boss hinauf! Die Einteilung in NATO und nicht NATO gelingt an der Uni viel besser. Allerdings mache ich mir die gesamte Ethik-kommission der Uni zu meinen Feinden und darüber hinaus sieht der Gleichstellungsbeauftragte das Gleichgewicht gestört.

Der Bachelor war kürzer als ich gedacht habe. Ich erinner mich an keinerlei Wissen, das ich mir während der Studienphase angeeignet habe und gehe lieber mit meinen Kommilitonen saufen. Patschnass wache ich im Bett einer Hure auf. Damit hätten wir dann auch schon den ersten Sex besprochen. Nach meinem abgeschlossenem Master kann ich nun endlich meinen Job bei der NATO antreten und die Balance in unserer Gesellschaft wieder gerade rücken. Nur leider sind wir nun schon fast in den dritten Weltkrieg verstrickt und überall auf der Welt gibt es Aufstände. Dazu noch Giftgasangriffe gegen die Bevölkerung in einem brisanten Land. Hmm.

Mit der NATO hat es leider aufgrund meiner nicht vorhandenen Militärkarriere nicht geklappt. Trotzdem arbeitet es sich hier in meiner eigenen Wohnung recht schön. Die Prostituierte ist mittlerweile bei mir eingezogen, das spart Anfahrtskosten und vielleicht entwickelt sich ja auch was daraus. Sie hat mittlerweile auch eine Namen: Penelope. Nur weil’s so schön klingt. Nur Penelope ist leider maximal triebgesteuert. Sprich: Sie ist verrückt nach Sex. Nymphomanisch. Das führt leider zu ungewollten Sex im Tiefschlaf.

Meine Heimarbeitsplatzstory nimmt ein jähes Ende als man mich in der lokalen Presse verleumden lässt. Unerhört! Penelope ist mittlerweile auch schwanger mit zwei Kindern im Anflug. Richtig gelesen, zwei! Ich weiß nicht ob sich Kinder hinzuaddieren wenn man während der Schwangerschaft Sex hat. Sonst könnte das schnell zu einem zweistelligen Disaster werden. Ich bin ganz der Familienvater und achte auf meine Penelope. Penelope achtet leider nur auf das was zwischen meiner Hose ist und so gestalten sich die letzten drei Monate der Schwangerschaft relativ einseitig.

Ich bin Vater! Ich habe Verantwortung! Ich bin super! Juhu, mein Kind akzeptiert mich als sein Vorbild. Als Einjähriger bleibt ihm das auch nicht erspart. Das zweite Kind war leider ein Messfehler. Wir haben dann auch umgehend den Frauenarzt gewechselt. Ein Arzt mit zweitklassiger Ausrüstung. Unerhört!

Trotzdem hoffe ich, das mein Sohn ein besseres Leben lebt als ich. Denn in meiner gesamten Geschichte kommen meine Eltern nicht sehr oft vor. Und das liegt an unserem distanziertem Verhältnis. Alles was ich meinem Sohn wünsche, ist eine liebevolle Beziehung zu seinen Eltern.

Jeder stirbt alleine.

Stille Schreie sind die schlimmsten. Ich kann den Menschen nicht in ihre leichen-erstarrten Gesichter blicken, wenn nach 5 Tagen die Wohnung wegen ‚Gestanks‘ aufgemacht wird und mir ein Toter entgegenblickt. Der erste Griff ist meistens an die Nase. Wie traurig ist diese Welt? Niemand vermisste den alten Herrn Weinreich. Wobei das Prädikat alt mit 44 sicherlich nicht für jeden zutrifft. Aber Herrn Weinreich sah alt aus. Sterbensalt. Viel zu viel musste er miterleben. Die letzten Minuten waren besonders schmerzhaft. Aber lasst uns nicht von Herrn Weinreichs Ableben reden.. sondern viel mehr von seinem Leben.

Er hat versucht in dieser schäbigen, undankbaren Welt Fuß zu fassen. Ausbildung, danach an eine anerkannte Universität und schließlich der Traumjob mit 26. Ein erfülltes Leben. So scheint es nach aussen hin. Doch Herr Weinreich trug sehr viel Schmerz in sich drin. Da war der Sohn, der seinen eigenen Kopf hatte und die Familie ständig vor den Kopf stieß. Marvin war ein Hitzkopf und konnte einfach nicht seinen Mund halten. Selbst als Opa Weinreich verstarb meinte Marvin nur trocken: „Schade.“ Schulabbruch inklusive. Ein ganz verzogener Bengel. Christin war das Mustermädchen in der Familie, doch der Tod von Opa Weinreich änderte alles. Plötzlich ritzte sich Christin, plötzlich spielten Drogen ein großes Spiel in ihrem Leben. Und dann ging alles schnell. Falsche Kreise, Tod mit 16. Hier brach Herr Weinreichs Herz erneut. Der frühe Tod seines geliebten Vaters. Den Tod seiner eigenen Tochter mitzuerleben. Soviel Leid auf einmal.

Ist er schuld, dass sein Vater wegen mangelnder Pflege einen frühen Tod erleiden musste? Vielleicht. War er Schuld am Tod seiner eigenen geliebten Tochter? Vielleicht hätte man andere Erziehungsmethoden anwenden sollen, wenn einem die Tochter langsam aber sicher entgleitet. Aber was macht ein Vogel, der eingesperrt wird? Er bricht aus. Und genau so hat es Christin gemacht. Nur leider haben alle erzieherischen Mechanismen versagt. Was ist das bloß für eine Welt geworden? Für Herrn Weinreich gab es nach dem Tod seiner Tochter keine Freude mehr im Leben. Die Bowlingtruppe der Frühschicht war nur noch lästiges Beileben an einem Konstrukt genannt Gesellschaft.

Zur Arbeit gehen? Na klar, wie soll sonst noch Geld hereinkommen. Aber was macht man mit dem Geld, wenn man es nicht für seine Kinder ausgeben konnte. Marvin hat den Tod seiner Schwester nie verkraftet und musste anschliessend eingewiesen werden. Als kleinerer Bruder hat er sich immer an seiner Schwester orientiert. Die Vaterfigur war einfach immer zu schwach und bot ihm keinen Halt. Wie soll er auch irgendwem Halt geben. Herrn Weinreichs Jugend war geprägt von Arbeit und Schelte. Versagen wurde nicht geduldet. Hochgezüchtet zur Maschine. Ein perfekter Mensch für die Industrie der aufstrebenden 70 Jahre. Wo blieb die Zeit für die Kinder? Er musste funktionieren, wie man Kinder erzieht wurde weder gezeigt noch zeigte er jegliches Interesse an seinen Kindern. Sollten sie es genauso haben wie er früher und regelmäßig den Gürtel auf dem Oberschenkel spüren.

Lassen wir mal seine Ehefrau komplett aus der Lebensgleichung von Herr Weinreich heraus. Sie war nur in sein Leben gekommen und seine gesamte Kohle auf den Kopf zu hauen. Das dann sogar am Ende in der Karibik mit einem fremden Mann. Oder mehreren. Das entzog sich meines Wissens.

Herr Weinreich liegt nun da, in seinem eigenen getrockneten Blut. Neben seinem leblosen Körper liegt ein Bilderrahmen.

Eine Erinnerung an fröhlichere Tage.

Mediale Brennpunkte

Die Straße an der Ecke ist bewohnt von Ausländern,
die Glatzen blicken finster drüber und schmieden ihre Pläne.
Der türkische Kiosk abgebrannt, die Fenster eingeschlagen,
die mediale Empörung ist riesengroß.

Der Platz vor dem Bahnhof gespickt mit Kinderschändern,
die Laura verschwand und der Rechtsstaat vergoß keine Träne.
Auf Bewährung frei, Resozialisierung mit eigenem Wagen,
die mediale Empörung ist riesengroß.

Ein schwerkranker Mensch wartet auf einen Organspender,
lange Wartezeiten, dazu noch tagelang Migräne,
Reichtum hat Vorrang, mächtige Wut im Magen,
die mediale Empörung ist riesengroß.

Trost

Und wir sind wieder am Anfang. Doch wo war der Anfang und woran erkennt man das Ende? Mein Ende hat sich schon lange vorher angekündigt. Mir wurde das Leben geschenkt, doch ich nahm es nie an. Ich versteckte mich vor der Verantwortung und verriet meine besten Freunde. Und das hier scheint nun die Strafe für meine Torheit zu sein. Ich bin verloren in meinen eigenen Gedanken, die mittlerweile ihr eigenes Leben entwickelt haben. Ich war mit meinem besten Freund nach einer durchzechten Nacht auf einer öffentlichen Toilette aufgewacht. Mit der Polizei auf den Fersen. Minuten später sitze ich unter einer Brücke und bemitleide meine jämmerliche Existenz.

Das alles sollte wohl nur ein Prolog sein. Ein Prolog zu meinem eigenen Wahnsinn. Jeder schaufelt sich doch mittlerweile sein eigenes Grab. Wir essen zu fettiges Essen.. wir sind stolze Raucher und Säufer. Wir schmeißen unser Leben doch selber auf den Müll und verschenken keinen Gedanken an Menschen, die nicht mit einer Wahl aufgewachsen sind. Manche Menschen wollen Leben und tun alles was sie können um ihr Leben erträglicher zu machen und wir versuchen alles mögliche in der Welt um unser Leben zu verkürzen. „Live the moment.“ Schon klar. Man lebt nur einmal aber was ist unsere Bestimmung, was ist unser Ziel? Ich darf mir solche Fragen nicht mehr stellen.

Es fing an als ich um Haaresbreite mein Abitur bestand. Eigentlich sogar davor, denn die Zulassung hätte sicherlich nicht geklappt, wenn ich nicht einen Lehrer von meinen Absichten überzeugen konnte. So konnte ich die 0 Punkte zum Halbjahr abwenden und war weiterhin voll und ganz zugelassen fürs Abitur. Doch sogar da machte ich einen Rückzieher. Lernen ist was für Schwächlinge und Nerds. Ich bin kein Nerd also muss ich nicht lernen. Wochen und Monate verschwand ich im Kosmos der Gedanken. Ich regierte Länder, ich baute Armeen und ich zog in die Schlacht. Doch gegen wen zog ich in die Schlacht? Ist der Tod nicht unser gemeinsamer Feind.. ein Feind der alle Menschen verband? Kriege sprechen eine andere Sprache.. doch was ich tat, kann man bei weitem nicht als Krieg bezeichnen.

An einem Punkt war ich Auslöser eines internationalen, virtuellen Krieges. Ich wurde als persona non grata abgestuft und geächtet. Alles in meiner kleinen eigenen Welt. Die öffentliche Toilette, die Brücke. Die Stadt und der Bauernhof. Das sind alles Schauplätze meiner Selbst. Kennt ihr das? Ihr lauft durch den Vorort und findet einen Ort, der nahezu magisch ist? Ich kenne viele dieser Orte. Ich habe Menschen an diesen Orten zerbrechen sehen.. ich habe sie sterben sehen. Der Zug hat kein Mitleid. Ein Zug folgt nur seiner Wegstrecke. Wenn man im Weg steht, dann hat man verloren. Leider stehen die meisten freiwillig vor diesem Zug.

Vielleicht ist das alles die Entschuldigung, warum ich nun an diesem Punkt bin. Ich habe zuviele Sachen aufgeschoben und hab mich geweigert zu verarbeiten. Mich geweigert mich jemals weiter zu entwickeln. Ich bin auf dem Stand eines Fünfjährigen, der sich weigert erwachsen zu werden. Das Kind in mir stößt jegliche Verantwortung ab und setzt seinen Kopf durch. Zum Leid meiner gesamten Umwelt. Und das hier ist dann wohl der Preis, den man zahlen muss.

Ich bin weit umhergewandert. In diesem großen Nirvana gibt es tatsächlich alles. Die alte Halle, dort wo ich mein Abitur gefeiert habe. Selbst die Feier kann ich nacherleben, aber es fühlt sich nicht echt an. Es ist eine Wiederholung .. wer schaut schon gerne Wiederholungen. Ich würde gerne manche Dinge anders machen, doch ich bin an die Wiederholung gefesselt. Ich kann immer nur den selben traurigen Moment nacherleben. Das Gleisbett hinter dem Wald. Dort wo ich meinen einzigen besten Freund verlor. Die Gleise summen leise vor sich hin. Warum habe ich nie eine Phobie gegen Züge und Bahnen entwickelt. Warum kein Hass für diese Monstrositäten, die mir alles genommen haben.

Oft kam mir in den Sinn eine Zeitmaschine zu entwickeln.. Nur leider ist das technisch (noch) nicht möglich. Man kann nicht zurück in die Vergangenheit und die Sache gerade rücken. Was für mich gerade ist, birgt vielleicht für jemand völlig anderes ein Risiko. Die einzige Möglichkeit in die Vergangenheit zu reisen sind die eigenen Gedanken. Eine Person lebt so lange, wie man sie im Gedächtnis hält. Und ich halte dich immer in Gedanken. Solange ich atmen kann. Ich nehme gerne alle Schuld auf mich. Du bist vor den Zug gesprungen, weil ich dir nicht zuhören wollte, wenn es am wichtigsten gewesen wäre.

Es tut mir leid.

Reiner und Harry: Am Ende der Fahnenstange

Noch ein kurzer Schluck aus der ALDI-Whiskeypulle bevor es hier mal so richtig los geht. Stammtisch-Feeling inklusive. Nur leider kommt unter der kalten Brücke hier am Stadtgarten keine gute Laune auf. Ich bin blank, keine Kohle im Portemonnaie und alles was mir an Freund geblieben ist, sammelt sich in dieser alten, schäbigen Flasche Fusel. Was denkt meine Frau von mir? Pardon, ich meinte natürlich Ex-Frau. Keine Frau steht auf Männer ohne Geld. Naja, was kann ich ihr hier unter meiner schönen Fernverkehrsbrücke nur bieten.

Nein, ich bin ganz allein. Ich habe keinen Weggefährten.. außer Harry. Und Harry ist geradezu euphorisch und tritt unserer neuen Lebenssituation mit einer weitaus positiveren Perspektive entgegen. Wir sind am Boden angelangt. Deswegen kann es ja, nach Harry’s Meinung, nur noch steil nach oben gehen. Richtig schnuckelig finde ich seinen Optimismus nicht gerade. Aber es hält ihn warm. Warum sollt ich ihm irgendwas ausrede

Lautes Rülpsen. Und nun? Vielleicht mal wieder einen Neuanfang starten? Vielleicht ist das hier alles auch nur ein schlechter Traum. Letztens lagen wir noch zusammen vollkommen zugedröhnt auf dem WC. Und nun? Plötzlich unter einer Brücke schlafen? Ich war immer als Extremfall bekannt. Aber so extrem wollte ich es nie haben. Hand aufs Herz. Das hier ist kein schlechter Groschenroman und ich bin kein schlechtes Beispiel für unsere verfallende Gesellschaft. Genug gesüffelt.

Die Aldi-Flasche zerschellt an der Brückenwand.

Mein Leben verläuft in Episoden. Was ist, wenn das hier die Vorgeschichte zu etwas richtig großen ist? Da bei dem Zauberjungen gabs doch auch den Phoenix aus der Asche. Doch um auferstehen zu können, müsst ich erstmal brennen. Oder Rauch…. Moment. Es wird kurz in mein Handgelenk gekniffen. Ich muss träumen! Hier sind doch all die Sachen wovon ich immer geträumt habe. „Ich bin nicht pleite, Harry! Wir sind nur gefangen im Limbo.“

Gefangen im Limbo. Was heißt das? Das heißt an einem Ort zu sein, den man sich vorstellt und der so schön ist. Man will nie wieder weg!

Diese Brücke und dieser Fusel geben mir Gewissheit. Ich mustere vorsichtig den Boden vor mir.. leider bin ich noch etwas angetrunken, deswegen kann ich nicht so wie ich will. Der ganze Boden ist vermüllt mit allerlei Zeugs. Das können ich und Harry niemals im Leben allein gewesen sein. Vorsichtig nehm ich mir eine Schachtel in die Hand. Reis? Wer schmeißt Reis unter eine Brücke? Der Limbo muss mit uns spielen. Wer war Limbo? Limbo war der Obermacker hier. Nach meiner Mutmaßung ist Limbo die Spaltung meiner Selbst in reale und surreale Teile. Abgefahren! Ich freu mich wie ein kleines Kind und springe hin und her. Also bin ich ja doch nicht pleite. Oder war das vielleicht meine reale Projektion auf diese Traumwelt, die ich mir gerade vor meinen Augen aufspanne. Im wahren Leben siehts nämlich echt nicht gut aus. Und was ist eigentlich mit Harry? Ich kenne keinen Harry im echten Leben, oder vielleicht doch? Vielleicht ist Harry eine Kreation des Limbo.

Sozusagen ein Agent des Limbo um mich in Schach zu halten. Ich traue Harry nicht mehr über dem Weg. Obwohl er mir vorkommt wie ein Kindheitsfreund… ich kann und muss ihn nicht länger mit mir rumziehen. Ich stehe auf… und schüttele den Alkohol von mir. Anscheinend zeigt das Wirkung. Mein Delirium löst sich langsam auf und ich kann wieder klare Gedanken fassen. Ich bewaffne mich mit Stock und Stein und ziehe los.

Zur Festung des Limbo. (Harry folgt mir trotzdem noch wie die Pest.)

Massenmenschhaltung

Der Wahnsinn nimmt seinen Lauf. Während wir im Mittelalter (ja, wir) mit überschaubaren Zahlen von Bürgern hantieren konnten, so müssen wir nun Abstriche machen. Sowas äußert sich dann in den verschiedensten Art und Weisen. Bürokratie ist ein gutes Beispiel. Für die Leute im Amt sind wir alles nur Nummern. Ohne Gesicht und ohne Seele. Deswegen spricht man dabei auch von menschlicher Kälte. Wie soll ich etwas bei Zahlen empfinden? Soll ich bei Zahlen überhaupt was empfinden. Unsere Gesellschaft schreibt sich ja mit extra großen Buchstaben auf die Brust neutral zu sein. Leider ist das nicht immer so. Aber in diesem Wahnsinnsapparat wird zumindest der Schein der Neutralität gewahrt.

Wenn ich morgens beim Prüfungsamt vorbeischneie, dann bin ich nicht Hans Dampf sondern Matrikelnummer 13371337. Da ziehen dann auch nicht so Sachen wie: „Meine Mutter ist schwerkrank.“ oder „Ich habs total verpeilt.“
Aber mal als Geheimtipp. Positiv auffallen, dann wird einem auch mal was negatives verziehen. Ansonsten bei der Massenmenschhaltung immer schön den Kopf in Reih und Glied halten.

Sonntags

Sonntags:

Die Katzen pennen in meiner Unterhose, ungewaschen. Die Katzen und die Unterhose.
Die Nachbarskinder spielen Schach. Jetzt wirklich.
Die Straßenbahn fährt lauter als sonst.
Die getrennt lebende Ehefrau von oben drüber hört wieder ihre Deprimusik.
Die Geissens sind legendär.
Die Nachrichten auf RTL waren auch mal besser.
Die Welt ist kleinlich und gemein.
Die Massenmörder werden besser behandelt als Finanzkriminelle.
Die Frau von Wetten-dass kann kein Limbo.
Die Wohnung ist viel zu heiß.

Sinatra, Datamapper und MySQL: Sinatra einrichten.

Dann bauen wir doch mal eine Webseite mit Sinatra. Dieses kleine Ruby Webframework imponiert mir schon seit einiger Zeit. Also hab ich mir mal einen Ruck gegeben und schreibe dieses kleine Tutorial. Nix großartiges, nur einfach die Verknüpfung von Sinatra mit meiner MySQL Datenbank mittels Datamapper.

Aber zuerst:
http://www.rubyinstaller.org – und hier bitte Ruby 1.9.3 herunterladen und installieren, wenn ihr es nicht schon längst draufhabt.

http://www.apachefriends.org/de/xampp.html – hier könnt ihr xampp runterladen. Das ist quasi, php, mysql kombiniert. Das PHP interessiert uns heute mal nicht, sondern wir abusen nur den MySQL Teil 😉
Beim Ruby installieren bitte drauf achten, dass Ruby in den PATH eingetragen wird.
Xampp installieren und jeweils Apache und MySQL im Kontrollcenter starten. Fein gemacht! Jetzt gehts ans eingemachte.

Die Kommandozeile öffnen. (cmd) Dort dann folgendes rein:


gem install sinatra

Ruby-Module sind bequem als Gem automatisch installierbar. So auch unser Sinatra. Nicht wundern das etwas mehr installiert wird… gem install löst auch entsprechende Abhängigkeiten auf. Damit sind unsere Voraussetzungen jetzt erfüllt und wir können weitermachen.

IDE eurer Wahl öffnen und folgendes in eine leere Textdatei rein:


require 'sinatra'

get '/' do
"Hallo Welt"
end

speichert diese dann als ‚app.rb‘ ab und startet sie aus der Kommandozeile


ruby app.rb

Öffnet jetzt einen Webbrowser eurer Wahl und navigiert zu http://localhost:4567

 

Willkommen bei Sinatra 🙂
Ins Detail gehen wir dann nächstes mal.

Klausurplan SS 2013

Tja, und schon hab ich meine Klausuren geplant für dieses Semester. Ich werde sieben Klausuren über den Zeitraum von 60 Tagen schreiben. Darunter Mathe, BWL, Programmieren und Programmierplanung.
Mit BWL fängts an und mit HTML5 gehts zuende. Das klingt nach Spaß oO. Ich freu mich. Wenn ich zurückblicke, dann wäre ich sicherlich jetzt an einer FH und nicht an der Uni. Das ist einfach etwas über meinem Niveau. Ja ich gebs zu, ich bin faul und dumm. Und Universität mag keine faulen und dummen. Aber wer mag die schon ..